eMuseum
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[Online-Ausstellung] Von Kaisern und Göttern
- 1. Die Zeit der Tetrarchie
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2. Herrschaftsrepräsentation zur Zeit der Tetrarchie
- 2.1. Glossar
- 2.2. Diocletian und sein göttlicher Beschützer
- 2.3. Iovius und Herculius
- 2.4. Die Erweiterung des Herrschergremiums
- 2.5. Die doppelte Concordia
- 2.6. „Geschichtsfälschung“ im Sinne der Eintracht
- 2.7. Sol und der Anbruch einer „goldenen Zeit“
- 2.8. Im Zeichen der Einheit
- 2.9. Africa grüßt den (die) Kaiser
- 2.10. Neue Münzen – alte Probleme?
- 2.11. Ein Kaiser im Ruhestand?
- 3. Literatur
- 4. Dank und Impressum
Herrschaftsrepräsentation zur Zeit der Tetrarchie
„Geschichtsfälschung“ im Sinne der Eintracht
Der Avers dieses Antoninians aus Lyon zeigt eine nach links gewandte Büste Maximians im Konsulargewand mit Strahlenkrone. In der rechten Hand hält der Kaiser ein Adlerzepter. Die Avers-Legende lautet IMP MAXIMIANVS AVG, also „Imperator Maximian, der Augustus“. Das Reversbild zeigt Diocletian und Maximian einander gegenüberstehend. Sie schütten eine Flüssigkeit auf einen zwischen ihnen stehenden Altar. Dargestellt ist ein Trankopfer (libatio). Die dazugehörige Legende lautet VOTIS X und ist den Gelübden zum zehnjährigen Regierungsjubiläum gewidmet.
Das Bild- und Textprogramm verweist auf die gemeinsame Feier Diocletians und Maximians anlässlich ihres zehnjährigen Regierungsjubiläums im Jahr 293. Wie üblich wurden die Decennalia bereits zu Beginn des Regierungsjahres veranstaltet. Im Rahmen einer solchen Feier wurden die bei Regierungsantritt ausgesprochenen Gelübde eingelöst (vota soluta) sowie neue Gelübde für die folgende Regierungsperiode ausgesprochen (vota suscepta).
Die Münze bezeugt einen bemerkenswerten Vorgang von „Geschichtsfälschung“. Um Maximians späteren Herrschaftsantritt auszugleichen und die Jubiläumsfeier mit seinem Herrscherkollegen zu ermöglichen, wurde seine Regierungszeit um ein fiktives Jahr erweitert. Hierdurch betonen die Kaiser ihre Gleichheit (similitudo) und Eintracht (concordia). Im selben Jahr bekleideten Maximian und Diocletian zudem gemeinsam das Konsulat, worauf die Porträtgestaltung des Avers Bezug nimmt. Dies unterstreicht zusätzlich das Bild einer harmonischen Herrschaftsteilung. Zu einem tatsächlichen Zusammentreffen der beiden Herrscher kam es aufgrund der außenpolitischen Bedrohungslage jedoch nicht. [BW]