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Münzprägende Städte in Kilikien
Olba und Diokaisareia: Im Zeichen von Thron und Herrscherblitz
Die Stadt Olba in der Kilikia Tracheia war vom 6. Jahrhundert v. Chr. bis zur Einrichtung der römischen Provinz Cilicia unter Vespasian im Jahre 72 n. Chr. Zentrum eines Priesterstaates um das Heiligtum des Zeus Olbios.
Vom 1. Jahrhundert v. Chr. bis in severische Zeit (die letzten Münzen wurden mit Porträts von Caracalla und Iulia Domna, bis ca. 217 n. Chr. ausgegeben) prägte Olba eigenes Kleingeld aus Bronze, in dessen Fokus der lokale Zeuskult und der Gott Hermes stehen. Während Hermes in menschlicher Gestalt erscheint, bleibt der Hinweis auf Zeus anikonisch: Es sind die Attribute Götterthron und Herrscherblitz, die – indirekt – auf den Göttervater Zeus verweisen. Die Absenz einer gestaltlichen Wiedergabe spricht für einen alten ursprünglichen Kult.
Abb. 1: Münze aus Olba mit Thron (Vs.) und Blitzbündel (Rs.) des lokalen Zeus (© Gorny & Mosch, Online Auktion 259, 2018-10-20, Nr. 3481)
Erhalten haben sich Reste des hellenistischen Kultbaus, der einige Kilometer entfernt liegt. Die Ortschaft, die sich um den eigentlichen Tempel des Zeus Olbios gebildet hatte, wurde unter Kaiser Tiberius zur selbstständigen Polis Diokaisareia. Im Namen dieser neuen Stadt spiegeln sich zwei Aspekte: Die Vorsilbe "Dio-" ist abgeleitet von Zeus, "Kaisareia" weist auf die kaiserliche Gründung. Auch die Bilder der Münzen von Diokaisareia (die von der Mitte des 1. Jahrhunderts n. Chr. bis Philippus Arabs, 244-249 n. Chr., ausgegeben wurden) nehmen wieder Bezug auf Zeus und sein bedeutendes Heiligtum vor Ort (Blitzbündel und Götterthron beispielsweise wurden von Olba übernommen und auch miteinander kombiniert, dazu kommen Münzen, die den Tempel oder Zeus in menschlicher Gestalt zeigen), zum anderen zeugen kaiserliche Motive auf den Rückseiten von der guten Beziehung zum Kaiserhaus. Die enge Bindung der beiden Städte zeigt sich numismatisch u. a. auch dadurch, dass der Typ mit dem einträchtigen Kaiserpaar auf der Rückseite nicht nur in Diokaisareia, sondern – mit entsprechend angepasster Legende – auch in Olba ausgegeben wurde. [KM]
Weiterführende Literatur
G. M. Staffieri, La monetazione di Olba nella Cilicia Tracheia (Lugano 1978)
G. M. Staffieri, La monetazione di Diocaesarea in Cilicia (Lugano 1985)
H.-W. Drexhage, Der Kult des Zeus Olbios, in: E. Schwertheim – E. Winter (Hrsg.), Religion und Region, Asia Minor Studien 45 (Bonn 2003) S. 159-178
U. Gotter, Tempel und Grossmacht: Olba/Diokaisareia und das Imperium Romanum, in: La Cilicie: espaces et pouvoirs locaux (IIe millénaire av. J.-C. – IVe siècle ap. J.-C.), Actes de la Table Ronde d’Istanbul, 2-5 novembre 1999, Varia Anatolica 13 (Istanbul 2001) S. 289-325
s. auch den Artikel "Priesterstaat und Doppelstadt" von J. Börstinghaus zu Olba und Diokaisareia auf der Seite kilikien.de