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Münzprägende Städte in Kilikien


Korykos: Die Stadt des Hermes und der Krokusse

Bekannter als die Stadt Korkyos (heute Kızkalesi) selbst sind die Felsgrotten in der Nähe: heute als Cennet Cehennem ("Himmel und Hölle") bekannte Karsttrichter. Antike Autoren, darunter Strabon (14,5,5) und Pomponius Mela (1,72-76), berichten ausführlich über die Landschaft. Wiederholt spielt die "korykische Grotte" eine Rolle in der mythischen Auseinandersetzung zwischen Zeus und Typhon. Dieses Ungeheuer war hier geboren und hatte hier später Zeus gefangen gehalten. Erst durch das Eingreifen von Hermes erlangte Zeus den Herrscherblitz (s. auch Olba und Diokaisareia) und seine Bewegungsfreiheit zurück und konnte Typhon schließlich besiegen. Der Lokalbezug dieses Mythos erklärt die enge Bindung, die zwischen Zeus und Hermes in der Region besteht.

Als griechische Polis Korykos ist die Siedlung seit hellenistischer Zeit nachgewiesen. Fischfang war der zentrale Wirtschaftsfaktor. Außerdem war die Hafenstadt bekannt für ihren Handel mit Safran, denn laut Strabon (14,5,5) wuchsen in den korykischen Grotten die besten Krokusse.

Abb. 1: Bronzemünze aus Korykos mit der Stadttyche (Vs.) und Hermes (Rs.) (© Leu Numismatik AG, Web-Auction 5, 23.9.2018, Nr. 304)

 

Die Ausgabe von Münzen in Korykos begann in späthellenistischer Zeit, im 1. Jahrhundert v. Chr., und ihre Ikonografie scheint sehr griechisch geprägt. Verschiedene Bronzenominale zeigen griechische Götterpaare (z.B. Artemis/Apollon) oder Gottheiten mit ihren zugehörigen Attributen; Vorder- und Rückseite sind jeweils aufeinander abgestimmt. Am häufigsten ist die Wiedergabe von Hermes (s. auch beide Düsseldorfer Stücke, Inv. Ls3539.01.35 und Ls2004008394), der sich in verschiedenen Kombinationen (mit der Stadttyche oder Aphrodite) findet. Auch in der Kaiserzeit, bis zum Ende der Prägetätigkeit in der Mitte des 3. Jahrhunderts n. Chr., bleibt er bestimmendes Motiv der lokalen Münzen. Seine Begleiter und Attribute (Botenstab = Kerykeion, Widder, Geldbeutel) sind variabel und wechseln.

Übereinstimmend mit dem numisma­tischen Befund bezeichnete der kaiserzeitliche Autor Oppian, der aus Kilikien, möglicherweise aus Korykos selbst, stammte, den Ort als "Stadt des Hermes" (Halieutika 3,208-209). Sehr wahrscheinlich stand hier hinter dem griechischen Gott eine altanatolische lokale Tradition: In Hermes wird der luwische Gott Ru(nt)y/Rutiya, der Herr über die wilde Natur, seine Entsprechung gefunden haben. [KM]

 

Weiterführende Literatur

F. Hild – H. Hellenkemper, Kilikien und Isaurien Tabula Imperii Byzantini 5 = Denkschriften der Österreichischen Akademie der Wissenschaften, phil.-hist. Klasse 215 (Wien 1990) S. 314-320

Ph. H. J. Houwink Ten Cate, The Luwian population groups of Lycia and Cilicia aspera during the Hellenistic period (1961), bes. S. 213 f. (Kap. VII zum Hermes von Korykos)

 

Quellen und Ausgaben

Pomponius Mela, Kreuzfahrt durch die Alte Welt. Zweisprachige Ausgabe von Kai Brodersen (Darmstadt 1994)

Oppian, Collutus, Tryphiodorus, With an English translation by A. W. Mair, Loeb Classical Library 219 (London u.a. 1957)

Strabon Geographika, Bd. 8: Buch XIV-XVII. Mit Übersetzung und Kommentar von Stefan Radt (Göttingen 2009)