eMuseum
Münzprägende Städte in Kilikien
Nagidos
Nagidos war eine Küstenstadt in der Kilikia Tracheia, zwischen Anemurion und Kelenderis, und wie letztere eine Gründung von Samos. Nach der Eroberung der Region durch Alexander den Großen folgten wechselnde Zugehörigkeiten zum seleukidischen und ptolemäischen Reich. Im 3. Jh. verlor die Stadt großflächig Gebiete an das neugegründete ptolemäische Arsinoe, blieb aber als eigene Stadt bestehen. Um Konflikte aus der neuen Konkurrenzsituation zu vermeiden, richtete man eine Isopolitie ("gleiches Bürgerrecht") mit der ptolemäischen Neugründung ein, d. h. Bürger der einen Stadt besaßen auch das Bürgerrecht der anderen. Endgültig aufgelassen wurde die Stadt in römischer Zeit, möglicherweise als eine Folge der Piratenaktivitäten in Kilikien.
Abb. 1: Silbermünze aus Nagidos mit Aphrodite (Vs.) und Dionysos (Rs.) (© Leu Numismatik AG, Web-Auktion 7, 2019-02-23, Nr. 433)
Nagidos gehört zu den ersten Städten in Kilikien, die Münzen prägten. Unter persischer Oberhoheit, seit den 420er Jahren v. Chr. wurden hier für knapp hundert Jahre Münzen ausgegeben, hauptsächlich Silberstatere, deutlich seltener Kleinsilber oder Bronzegeld. Die Münzprägung war bestimmt von der Gegenüberstellung eines Frauen- (Vs.) und Männerbildes (Rs.), je nach Größe und Nominal sind es Köpfe oder ganzfigurige Darstellungen (Abb. 1). Nach griechischem Verständnis handelt es sich dabei um Aphrodite und Dionysos – eine aus griechischer Sicht ungewöhnliche Kombination, was darauf hindeutet, dass den beiden Gottheiten andere, regionale Vorbilder wie Astarte und Baal zugrunde lagen. Bis zum Ende der Münzprägung ca. 333 v. Chr. blieb das Typenrepertoire konstant, nur Details variierten. [KM]
Weiterführende Literatur
O. Casabonne, La Cilicie à l’époque achéménide, Persika 3 (Paris 2004)
Ph. Lederer, Die Staterprägung der Stadt Nagidos, Zeitschrift für Numismatik 41, 1931, S. 153-276