eMuseum
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[Online-Ausstellung] '30 Jahre Sammlung Roth'
- 1. Begrüßung und Einführung
- 2. Der Tresor wird geöffnet
- 3. Ein Film zur Einführung
- 4. Ein historischer Rundgang
- 5. Die Highlights der Sammlung
- 6. Experten im Gespräch (Videos)
- 7. Münzen als Medien
- 8. Forschung und Lehre
- 9. 3D-Modellierung
- 10. Ein interaktiver Zugang
- 11. Das 'Making of'
- 12. Glossar
- 13. Bibliografie
- 14. Dank und Impressum
Detailbeobachtungen
Der Bart als Politikum
Ein Bart konnte auch in der Antike schon dazu beitragen, das ‚Image‘ einer Person zu prägen. Je nach Form, Länge und Schnitt konnte der Bart etwa einen Krieger auszeichnen, einen Aristokraten oder – wie im nebenstehenden Beispiel – einen Philosophen (hier: Sokrates). Römische Kaiser trugen ab Hadrian (reg. 117–138) in der Regel einen Bart, der zunächst an ein Mitglied der griechischen Oberschicht erinnern sollte und sich vor allem in der Zeit der Soldatenkaiser (ca. 235–284) dann zu einem Zeichen militärischer Tüchtigkeit entwickelte. Konstantin (reg. 306–337) kehrte zum bartlosen Porträt der frühen Kaiserzeit zurück, das die Herrscher in apollinischer Jugendlichkeit und Schönheit zeigte. Seine Nachfolger übernahmen diesen Porträttyp zunächst, der Bart sollte dann jedoch ein bemerkenswertes Revival erfahren.
Denn als Julian, das letzte Mitglied der konstantinischen Dynastie auf dem römischen Thron, zunächst in rangniedriger Stellung an der Regierung von Constantius II. mitbeteiligt wurde, trug auch er in konstantinischer Tradition noch keinen Bart. Als sich Julian gegen Constantius II. erhob und die Kaiserwürde an sich riss, änderte sich das Porträt dann allerdings grundlegend: Julian legte sich einen Bart zu, dem man auf den Münzprägungen seiner kurzen Regierungszeit quasi beim Wachsen zusehen kann. Und dieser Bart war ein Politikum: Das neue Porträt erinnerte zunächst an die militärischen Kaiser des dritten Jahrhunderts, entpuppte sich dann aber immer deutlicher als echter Philosophenbart – und der Bart war durchaus Programm, wie Sie auf den nächsten Seiten erfahren können. (dn)
(Bild: © The Trustees of the British Museum; 1925,1118.1)