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Rom und die Piraten in Kilikien
Unter den frühen Seleukiden stand Kilikia Tracheia noch unter der strikten Kontrolle der hellenistischen Herrscher. Diese konnten das Gebiet vor allem durch die Gründung von Seleukeia am Kalykadnos kontrollieren.
Durch den Vertrag von Apameia 188 v. Chr. wurde der westliche Teil Kilikiens zum Grenzland für das Seleukidenreich und in der Folge des schwindenden Einflusses konnten sich dort unabhängige Räuber und Kleinfürstentümer entwickeln. Verstärkt wurde diese Entwicklung im Verlauf des 2. Jahrhunderts v. Chr. dadurch, dass jenes Gebiet immer wieder von seleukidischen Thronprätendenten wie Alexander Balas als Ausgangsbasis und Rückzugsort für ihre Operationen gegen die seleukidischen Kräfte in Syrien verwendet wurde. Im Besonderen galt dies für den Usurpator Diodotus Tryphon. Dieser ließ seine Söldner von diesem Gebiet aus operieren. Diese nach der Niederlage des Thronprätendenten herrenlos gewordenen Soldaten bildeten die Basis für ein sich schnell entwickelndes Seeräubertum in der Region. Diese Seeräuber profitierten vor allem vom lukrativen Sklavenhandel. Die römische Republik versäumte zunächst ernsthafte Gegenmaßnahmen zu ergreifen, nicht zuletzt, da Italien einer der größten Abnehmer für die Sklaven war, welche von den Seeräubern verkauft wurden.
Erst 102 v. Chr. ergriff Rom ernsthafte Maßnahmen, als sie Marcus Antonius, den Großvater des späteren Triumvirn, mit einem Kommando ausstattete, um die Piraterie einzudämmen. Marcus Antonius konnte zwar einen Triumph feiern, langfristig war sein Feldzug aber von wenig Erfolg gekrönt.
Die aggressivere Politik Roms in Kilikien führte dazu, dass sich die Seeräuber zu Beginn des ersten Jahrhunderts v. Chr. mit dem größten Gegenspieler der römischen Republik im östlichen Mittelmeerraum verbündeten: Dies war der pontische König Mithridates VI. Eupator. Die kilikischen Seeräuber stellten einen erheblichen Teil der Seestreitkräfte des pontischen Monarchen. Im Zuge der Kriege zwischen Rom und Mithridates wurden auch die Seeräuber weiter bekämpft. Trotzdem weiteten diese ihr Operationsgebiet über das gesamte Mittelmeer aus, sogar der junge Gaius Iulius Caesar war eines ihrer Opfer. Die Seeräuber schreckten auch nicht davor zurück, direkt an der italischen Küste zu operieren und bedrohten zunehmend die römische Getreideversorgung. Sie waren gut organisiert, hatten eine beachtliche militärische Stärke erreicht und trugen ihren gewonnenen Reichtum mit der prachtvollen Ausgestaltung ihrer Schiffe zur Schau.
Schlussendlich wurde Gnaeus Pompeius Magnus 67 v. Chr. durch die lex Gabinia mit einem außerordentlichen Imperium ausgestattet, welches ihm umfassende Vollmachten verlieh, um die Gefahr durch die kilikischen Seeräuber endgültig zu beseitigen. Pompeius teilte das gesamte Mittelmeer systematisch auf, um den Seeräubern keine Rückzugsmöglichkeiten zu bieten, und konnte diese letztlich in einer Seeschlacht bei Korakesion im äußersten Westen des Rauhen Kilikien (heute Alanya) besiegen. Die unterworfenen Seeräuber wurden in großer Zahl von Pompeius umgesiedelt und teilweise mit Ämtern ausgestattet, um sie an Rom zu binden und ihnen eine neue Lebensgrundlage zu geben. [LG]
Weiterführende Literatur
H. A. Ormerod, Piracy in the Ancient World. An Essay in Mediterranean History (Liverpool 1924, ND 1978 und 1997)
Ph. De Souza, Piracy in the Graeco-Roman World (Cambridge 1999)