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Kleine Monumente – Architektur auf Münzen
Nicht nur Gottheiten selbst, auch ihre Häuser wurden auf Münzen dargestellt. Tempel – wie Architektur im Allgemeinen – als Münzmotiv sind ein mehrheitlich römisches Phänomen und wurden seit der späten römischen Republik als Motiv für den Revers gewählt. Mit der Ausweitung der römischen Herrschaft findet sich der Tempel sowohl innerhalb der römischen Reichsprägung als auch (seit Beginn der Kaiserzeit) auf städtischen Prägungen des griechischen Raums.
Selten ist der Bau wirklichkeitsgetreu dargestellt, häufig ergänzen und erläutern bildliche und textliche Zutaten Intention und Funktion des Baus: Auf einigen Münzen lässt sich das Kultbild (Abb. 1) im Innern des Tempels übergroß ausmachen, das im Original nur sehr selten erhalten ist. Schriftzüge finden sich ebenfalls auf den Darstellungen der Bauten (Abb. 2). Sie geben entweder an, welcher Gottheit bzw. welchen Gottheiten der Tempel geweiht ist, oder transportienen weitergehende Botschaften.
Abb. 1 (links): Münze aus Selinous aus der Zeit des Traianus Decius (249-251 n. Chr.) mit einem Tempel, darin das Kultbild des Divus Traianus als Zeus mit Zepter und Blitzbündel (RPC IX Nr. 1305; © Leu Numismatik AG, Auktion 4, 2019-05-25, Nr. 510)
Abb. 2 (rechts): Münze aus Tarsos aus der Zeit des Commodus (180-192 n. Chr.) mit dem Kaiserkulttempel auf der Rs.; die Aufschrift ΚΟΜΟΔЄΙΟC auf dem Architrav weist den Tempel als dem Commodus geweiht aus; die umlaufende Legende erläutert, dass es sich um den zweiten Kaiserkulttempel vor Ort handelt (RPC IVTemp. Nr. 5038; © Leu Numismatik AG, Web-Auktion 11, 2020-02-22, Nr. 1387)
Auch andere (profane) Bauwerke wurden auf Münzen abgebildet, von Monumentalbauten, die heute noch zu sehen sind (Abb. 3), bis hin zu ephemeren Bauten, wie dem Sandanschrein (Abb. 4), der während der antiken Kulthandlung verbrannt wurde. Dies ist eine seltene Form der Architektur, die schon in vorrömischer Zeit auf Münzen zu finden ist.
Abb. 3 (links): Sesterz des Titus mit dem Amphitheatrum Flavium, dem Colosseum in Rom, auf der Rs. (81/82 n. Chr., RIC II,1² Nr. 131; © Münzkabinett der Staatlichen Museen zu Berlin, Objektnummer 18204487, Foto: Reinhard Saczewski)
Abb. 4 (rechts): Königlich-seleukidische Tetradrachme des Antiochos VIII. aus Tarsos (121/120-114/113 v. Chr.) mit dem Sandanmonument auf der Rs. (SCO II Nr. 2286; © Numismatik Lanz, Auktion 158, 2014-06-05, Nr. 325)
Die kleinen Monumente mit großer medialer Bedeutung waren in Kilikien wie im gesamten Römischen Reich im Umlauf. [APK]
Weiterführende Literatur
A. Burnett, Buildings and monuments on Roman coins, in: G. M. Paul – M. Ierardi (Hrsg.), Roman coins and public life under the Empire, E. Togo Salmon Papers II (Roman Theater & Society) (Ann Arbor 1999) S. 137-164
N. T. Elkins, Monuments in miniature: architecture on Roman coinage (New York 2015)
M. J. Price – B. L. Trell, Coins and their cities. Architecture on the ancient coins of Greece, Rome and Palestine (London 1977)
Eine große Sammlung von antiken Architekturmünzen, die Sie nach verschiedenen Kriterien sortieren und sich anzeigen lassen können, außerdem weitergehende nützliche Informationen zum Thema finden Sie auf der Website "aeruginis - architectura in nummis" unter: http://www.aeruginis.de
Außerdem findet sich auf der Website der Heidelberger Universitätssammlung eine Online-Ausstellung zum Thema "Architekturdarstellungen auf römischen Münzen" mit vielen informativen Texten.