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Themen
(Lokal)Politik
Nicht nur Götter und Kulte, religiöse Feste und sportliche Wettkämpfe, besondere Bauten und städtische Titel wurden auf antiken Münzen thematisiert, sondern auch die aktuelle Tagespolitik und gängige Verwaltungsstrukturen konnten ins Repertoire der Münzbilder gelangen.
In der Regel waren die städtischen Münzen, die während der Römischen Kaiserzeit ausgegeben wurden, zweigeteilt: Sie zeigen den Kaiser oder Angehörige des Kaiserhauses (die Gattin, den Sohn und Nachfolger, seltener andere Familienmitglieder) auf der Vorderseite, während die Rückseite städtischen Themen vorbehalten blieb. Damit wurde formal-strukturell auf die Einbindung der Stadt in das Römische Reich Bezug genommen.
Seltener begegnet der Kaiser auch mal auf der Rückseite, agierend in ganzer Gestalt als Soldat, Politiker, opfernder Besucher.
Abb. 1 (links): Vorderseite einer Bronzemünze aus Anazarbos mit der Darstellung der gemeinsam regierenden Kaiser Marcus Aurelius und Lucius Verus im einträchtigen Handschlag (HHU Düsseldorf, Inv. Ls3539.27.04)
Abb. 2 (rechts): Rückseite einer Bronzemünze aus Diokaisareia mit der Darstellung der gemeinsam regierenden Kaiser Marcus Aurelius und Lucius Verus im einträchtigen Handschlag und der zusätzlichen Beischrift OMONOIA (griech. für "Eintracht") (HHU Düsseldorf, Inv. Ls4252.33.23)
Es kam vor, dass solche "kaiserlichen" Motive aus der Reichsprägung übernommen wurden (z. B. die Eintracht der gemeinsam regierenden Kaiser Marc Aurel und Lucius Verus: Abb. 1-2, bekannt von Gold- und Buntmetallmünzen aus Rom) – schlichtweg, um die guten Beziehungen zum Kaiserhaus zu signalisieren.
In einigen Fällen lässt sich tatsächlich ein Kaiserbesuch vor Ort nachweisen oder die Präsenz des Kaisers weist auf konkrete Privilegien / eine Statusaufwertung o.ä. hin, die er der Stadt gewährt hatte. Dann stand trotz Kaiserpräsenz wieder die Stadt im Mittelpunkt der Bildaussage.
Weiterführende Literatur
K. W. Harl, Civic coins and civic politics in the Roman East A.D. 180-275 (Berekely 1987)