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Detailbeobachtungen


Ein rebellischer Philosophenkaiser

Julian re­gierte von 360 bis 363 n. Chr. Nach einer kur­zen Phase der unter­geordneten Mit­beteiligung an der Herr­schaft von Constantius II. griff Julian gewalt­sam nach der Kaiserwürde und eta­blierte eine kurze, aber ereignis­reiche Allein­herrschaft. Der Nach­welt in Er­innerung ge­blieben ist vor allem sein Ver­such, die religiösen Re­formen Kon­stan­tins zurückzudrehen, das Christentum in die Marginalität abzudrängen und eine Wieder­belebung der pa­ga­nen Re­ligion zu erwirken. Wegen sei­nes Ab­falls vom Christen­tum ist er auch als ‚Julian Apostata‘ bekannt. Denn in seiner Ju­gend war er christ­lich er­zogen worden, er hat sich in dieser Zeit aber auch mit der griechisch-römischen Kul­tur insgesamt in­tensiv befasst, unter an­derem auch mit Rhe­torik und Phi­lo­sophie, speziell mit dem Pla­to­nismus und Neu­plato­nismus. Und zu diesen Themen kehrte er dann als Kai­ser mit entsprechender Gestaltungs­macht zurück. 

Die Ab­kehr vom Christen­tum hat Julian erst öffentlich voll­zogen, nachdem er den Putsch gegen Constantius II. ein­geleitet hatte. Der Bart, der ab diesem neural­gischen Zeit­punkt zu wachsen beginnt, weist seinen Träger zunächst als Militär, mit zu­nehmender Länge dann aber bald schon als Ver­treter der kulturellen E­lite des grie­chischen Kultur­kreises aus. Schon re­lativ früh zeigt sich aber, dass Julian damit nicht nur eine ästhetische Vor­liebe bedient, sondern auch ri­gide mo­ralische Prin­zipien verbindet: Bei seinem Ein­zug in den Kaiser­palast von Konstan­tinopel entließ er unter anderem alle Eu­nuchen sowie die auf Staats­kosten angestellten Bart- und Haar­schneider – als sym­bolische Maßname, mit der er gegen die Ver­schwendung öffentlicher Gelder vor­zugehen vorgab, die er in der Re­gierung seines Vorgängers aus­zumachen meinte. 

Als sich der Bart Julians schließlich klar er­kennbar zu einem echten Philosophen­bart ent­wickelte und er sein religiöses Restaurations­programm immer stärker verfolgte, geriet er in zu­nehmendem Maße auch mit den den christ­lichen Ge­meinden vor allem im Osten des Rei­ches an­einander. Auf Kri­tik an seiner Per­son, die sich erwartungsgemäß auch an seiner außergewöhnlichen Bart­tracht fest­machte, reagierte Julian mit sarkasti­schem Hu­mor, indem er nämlich eine gifti­ge Sa­tire auf sich selbst mit dem Titel Misopogon ver­fasste – zu Deutsch: ‚Der Barthasser‘ (dn)