eMuseum
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[Online-Ausstellung] '30 Jahre Sammlung Roth'
- 1. Begrüßung und Einführung
- 2. Der Tresor wird geöffnet
- 3. Ein Film zur Einführung
- 4. Ein historischer Rundgang
- 5. Die Highlights der Sammlung
- 6. Experten im Gespräch (Videos)
- 7. Münzen als Medien
- 8. Forschung und Lehre
- 9. 3D-Modellierung
- 10. Ein interaktiver Zugang
- 11. Das 'Making of'
- 12. Glossar
- 13. Bibliografie
- 14. Dank und Impressum
Detailbeobachtungen
Ein rebellischer Philosophenkaiser
Julian regierte von 360 bis 363 n. Chr. Nach einer kurzen Phase der untergeordneten Mitbeteiligung an der Herrschaft von Constantius II. griff Julian gewaltsam nach der Kaiserwürde und etablierte eine kurze, aber ereignisreiche Alleinherrschaft. Der Nachwelt in Erinnerung geblieben ist vor allem sein Versuch, die religiösen Reformen Konstantins zurückzudrehen, das Christentum in die Marginalität abzudrängen und eine Wiederbelebung der paganen Religion zu erwirken. Wegen seines Abfalls vom Christentum ist er auch als ‚Julian Apostata‘ bekannt. Denn in seiner Jugend war er christlich erzogen worden, er hat sich in dieser Zeit aber auch mit der griechisch-römischen Kultur insgesamt intensiv befasst, unter anderem auch mit Rhetorik und Philosophie, speziell mit dem Platonismus und Neuplatonismus. Und zu diesen Themen kehrte er dann als Kaiser mit entsprechender Gestaltungsmacht zurück.
Die Abkehr vom Christentum hat Julian erst öffentlich vollzogen, nachdem er den Putsch gegen Constantius II. eingeleitet hatte. Der Bart, der ab diesem neuralgischen Zeitpunkt zu wachsen beginnt, weist seinen Träger zunächst als Militär, mit zunehmender Länge dann aber bald schon als Vertreter der kulturellen Elite des griechischen Kulturkreises aus. Schon relativ früh zeigt sich aber, dass Julian damit nicht nur eine ästhetische Vorliebe bedient, sondern auch rigide moralische Prinzipien verbindet: Bei seinem Einzug in den Kaiserpalast von Konstantinopel entließ er unter anderem alle Eunuchen sowie die auf Staatskosten angestellten Bart- und Haarschneider – als symbolische Maßname, mit der er gegen die Verschwendung öffentlicher Gelder vorzugehen vorgab, die er in der Regierung seines Vorgängers auszumachen meinte.
Als sich der Bart Julians schließlich klar erkennbar zu einem echten Philosophenbart entwickelte und er sein religiöses Restaurationsprogramm immer stärker verfolgte, geriet er in zunehmendem Maße auch mit den den christlichen Gemeinden vor allem im Osten des Reiches aneinander. Auf Kritik an seiner Person, die sich erwartungsgemäß auch an seiner außergewöhnlichen Barttracht festmachte, reagierte Julian mit sarkastischem Humor, indem er nämlich eine giftige Satire auf sich selbst mit dem Titel Misopogon verfasste – zu Deutsch: ‚Der Barthasser‘ (dn)